Im Frühjahr 2022 habe ich die „Blumen des Bösen“ gemalt auf einen Weinfassdeckel in Slowenien und gleich – zurück in Deutschland – nochmal auf ein großes Brett in meinem Atelier, 80 x 60 cm groß.
Es war der Versuch, aus einem Zustand der Lethargie, der Ratlosigkeit, der Einfallslosigkeit herauszufinden. Das Format hatte sich ergeben, als ich zwei alte Arbeiten aus meiner Zeit in Venedig von 1991 wieder aufgestöbert hatte.
Erst viel später, nach zwei weiteren Bildern „Eis bricht, ich sinke“ und „Fluchten“ habe ich zu einer Bildsprache gefunden, die viel von Feuer und Brennen erzählt hat. Und erst im Nachhinein konnte ich hinter diesen ersten Bildern erkennen, dass es darum ging zu versuchen, das Absurde, das Schreckliche zu fassen. Es war zunächst nur das ganz abstrakte Gefühl von Schrecken.
Die Farbigkeit von Explosionen, von brennendem Land und glühendem Himmel, das sind Imaginationen, die sich immer wieder wie ein Filter vor die Wirklichkeit stellen.
Es folgen die Arbeiten „Verstümmelter Körper“ und „Asche“.
Die Wirklichkeit des Krieges nehme ich nur wahr über mediale Hilfsmittel. Das bombardierte Theater mit 600 Schutzsuchenden, das restlos zerstörte Stahlwerk in Mariupol und weitere Ungeheuerlichkeiten wie in Butscha und die scheinbar rein zufällige Ermordung so vieler Menschen an so vielen anderen Orten, wie kann ich mich dem stellen? Wie ist es möglich, eine solche Wirklichkeit auf einer Leinwand von 80 x 60 cm real werden zu lassen? Wie beschreibe ich die Distanz zwischen dem, was dort passiert, dem, was ich nur medial wahrnehmen kann und zuletzt dem, was ich mich traue, auf die Leinwand zu bringen? Das ist sehr schwer. Ich muss den Schrecken und das Absurde in mir entstehen lassen und dann versuchen es auszuhalten.
Offenbar ist es schwierig, der Wirklichkeit zu trauen, wie es immer schwierig ist, an das Absurde in der Wirklichkeit zu glauben. Denn das Absurde geht gegen die menschliche Vernunft.
Werden die Ausformulierungen auf der Leinwand deutlicher werden müssen? Können oder sollten es Bilder werden, die die Grausamkeit und Entmenschlichung darstellen? Aber ich kann und will das, was ich höre, sehe und lese, nicht plakativ umsetzen … Die starken, grellen Farben sind meine Assoziationen… Ich bin noch nicht so weit, das richtig einschätzen zu können. Vielleicht wird sich das mit der Zeit, mit dem weiteren Verlauf des Krieges und mit der Entwicklung meiner Wahrnehmung noch verändern.