• Jan Schröder

    Maler & Bildhauer

Ich möchte Leuchtturm sein in Nacht und Wind,

für Dorsch und Stint, für jedes Boot

und bin doch selbst ein Schiff in Not!

(Wolfgang Borchert)

1992 habe ich den Sprung getan von einem gut ausgestatteten Status als Volkswirt am Flughafen Frankfurt zu der eher unsicheren Lebensweise als Freischaffender Künstler zudem Autodidakt.

Seither sind unzählige Bilder entstanden, zahllose Skulpturen, viele Ausstellungen im In- und Ausland, mehrere internationale Bildhauersymposien und einige Rauminstallationen.

In diesen Jahren hat sich eine große Vielfalt im künstlerischen Ausdruck entwickelt. Von Großskulpturen meist im Öffentlichen Raum zu Kleinplastiken, von Gemälden zu Druckgrafik, von Objekten zu Rauminstallationen, in den alle Sinne angesprochen sind, visuelle Erlebnisse, Gerüche, Klänge und zuweilen gar der Tastsinn.

Atelierbesuch

Seit 1992 arbeite ich als freischaffender Maler und Bildhauer. Zunächst in einem Raum neben der Kunstgießerei meines Bruders, den ich ein paar Jahre später verlassen konnte, um in die Gießerei umzuziehen. Hier habe ich nun eine große Arbeitsfläche von fast 100 qm. Mit den nun größeren Malereien ging einher die Bildhauerei mit der Kettensäge, auch hier mit immer größeren Formaten.

Etwas außerhalb der Gemeinde konnte ich arbeiten auf einem Platz, den mir die Stadt zur Verfügung gestellt hatte. Hier entstanden dann auch die vielen Großskulpturen zu der Installation „Der Untergang der Armada vor Capri – dargestellt bei Stade“. Noch ein paar Jahre später – das Gelände der Stadt wurde eingeebnet – fand ich einen Sägeplatz auf dem Gelände einer Firma für Baumpflege. Da gab es Platz, da gab es Holz in jeder Größe und Qualität, da störte der Lärm der Kettensäge niemanden. Ein idealer Platz also.

Arbeitsplatz Bendorf
Atelier Jan Schröder

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Aktuelle Arbeiten

Im Frühjahr 2022 habe ich die „Blumen des Bösen“ gemalt auf einen Weinfassdeckel in Slowenien und gleich – zurück in Deutschland – nochmal auf ein großes Brett in meinem Atelier, 80 x 60 cm groß.

Es war der Versuch, aus einem Zustand der Lethargie, der Ratlosigkeit, der Einfallslosigkeit herauszufinden. Das Format hatte sich ergeben, als ich zwei alte Arbeiten aus meiner Zeit in Venedig von 1991 wieder aufgestöbert hatte.

Erst viel später, nach zwei weiteren Bildern „Eis bricht, ich sinke“ und „Fluchten“ habe ich zu einer Bildsprache gefunden, die viel von Feuer und Brennen erzählt hat. Und erst im Nachhinein konnte ich hinter diesen ersten Bildern erkennen, dass es darum ging zu versuchen, das Absurde, das Schreckliche zu fassen. Es war zunächst nur das ganz abstrakte Gefühl von Schrecken.

Die Farbigkeit von Explosionen, von brennendem Land und glühendem Himmel, das sind Imaginationen, die sich immer wieder wie ein Filter vor die Wirklichkeit stellen.
Es folgen die Arbeiten „Verstümmelter Körper“ und „Asche“.

Die Wirklichkeit des Krieges nehme ich nur wahr über mediale Hilfsmittel. Das bombardierte Theater mit 600 Schutzsuchenden, das restlos zerstörte Stahlwerk in Mariupol und weitere Ungeheuerlichkeiten wie in Butscha und die scheinbar rein zufällige Ermordung so vieler Menschen an so vielen anderen Orten, wie kann ich mich dem stellen? Wie ist es möglich, eine solche Wirklichkeit auf einer Leinwand von 80 x 60 cm real werden zu lassen? Wie beschreibe ich die Distanz zwischen dem, was dort passiert, dem, was ich nur medial wahrnehmen kann und zuletzt dem, was ich mich traue, auf die Leinwand zu bringen? Das ist sehr schwer. Ich muss den Schrecken und das Absurde in mir entstehen lassen und dann versuchen es auszuhalten.

Offenbar ist es schwierig, der Wirklichkeit zu trauen, wie es immer schwierig ist, an das Absurde in der Wirklichkeit zu glauben. Denn das Absurde geht gegen die menschliche Vernunft.

Werden die Ausformulierungen auf der Leinwand deutlicher werden müssen? Können oder sollten es Bilder werden, die die Grausamkeit und Entmenschlichung darstellen?  Aber ich kann und will das, was ich höre, sehe und lese, nicht plakativ umsetzen … Die starken, grellen Farben sind meine Assoziationen… Ich bin noch nicht so weit, das richtig einschätzen zu können. Vielleicht wird sich das mit der Zeit, mit dem weiteren Verlauf des Krieges und mit der Entwicklung meiner Wahrnehmung noch verändern.